Von den Obermeistern der entsprechenden Innungen erhielten sie vor zahlreichen Gästen – unter ihnen auch der 1.Stellvertretende Landrat Matthias Möhle und Peines Bürgermeister Klaus Saemann – die Gesellenbriefe und wurden damit in den Berufsstand aufgenommen. Mit 16 Gesellen stellte die Kfz-Innung die meisten Prüflinge, dicht gefolgt von der Metall-Innung (13). Die Innung für Sanitär, Heizung und Klima zeichnete acht Gesellen aus und die Elektro-Innung übergab sieben Nachwuchskräften den begehrten Brief. Als bester Prüfling wurde der Elektroniker (Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik) Oliver Kreiling von der Vechelder Firma Friedrich Ohlms ausgezeichnet (Note: 2,0).
In seiner Rede hob Geschäftsführer Dr. Andreas Bierich, der die Freisprechung stellvertretend für den erkrankten Kreishandwerksmeister Lutz Seidel übernommen hatte, hervor, dass die Zeiten, in denen Betriebe unter einer Vielzahl geeigneter Jugendlicher den perfekten Ausbildungskandidaten auswählen konnten, längst vorbei seien. Vielmehr blieben heute viele Lehrstellen unbesetzt, weil sich keine geeigneten Männer oder Frauen mehr finden. „Nun kann man sich hinstellen und auf die Jugend schimpfen, auf die Schule und auf das Elternhaus – nur das hilft alles nicht wirklich weiter“, betonte er. Die Zahl der Bewerber sinkt, das lasse sich nicht schönreden. Also sei es Aufgabe der Unternehmer, darüber nachzudenken, wie sich engagierte und interessierte Jugendliche als Auszubildende gewinnen ließen. Zumal gerade kleine und mittlere Betriebe laut einer Umfrage unter Jugendlichen die größten Chancen hätten, wenn sie ihre spezifischen Stärken ausspielen würden. Und dazu zählten kleine Arbeitseinheiten und familiäres Miteinander genauso wie ein direkter und offener Kontakt zum jeweiligen Ausbilder.
Den jungen Handwerksgesellen, die sich vor dreieinhalb Jahren ganz bewusst für eine Ausbildung im Handwerk entschieden hätten, wünschte er weiterhin viel Erfolg. „Doch zum Verweilen ist diese Stufe der Lebensleiter, die sie mit dem Gesellenbrief erklommen haben, nicht gedacht“, betonte Matthias Möhle, 1. stellvertretender Landrat. Vielmehr sei lebenslanges Lernen angesagt, um die immer wieder neuen Herausforderungen bewältigen zu können.
Das unterstrich auch Heidi Kluth, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade: „Die Digitalisierung wird die Märkte und auch das Handwerk verändern“, betonte sie. Doch anstatt diese Entwicklung zu verfluchen, sollte sie lieber kreativ genutzt und in den Betrieben eingesetzt werden. „Sie, liebe Junggesellinnen und Junggesellen haben die besten Chancen dafür“, appellierte sie.
„Wir können das Buch selber schreiben, es gibt genug freie Seiten“, knüpfte Maria Zerhusen, Leiterin der Berufsbildenden Schulen des Landkreises Peine, mit einem aktuellen Songtext Mark Forsters an. Schließlich sei mit der Freisprechung auch ein Stück Freiheit verbunden. „Nutzen Sie diese Freiheit, ergreifen Sie Ihre Chance, verlieren Sie nie das Vertrauen in sich selbst und mischen Sie sich ein“, appellierte die Schulleiterin.